am Donnerstag (eigentlich noch Mai, aber von den Temperaturen her längst August) war ich das zweite Mal am Neckar Abschnitt 9/2 angeln. Als mir Tags zuvor meine Freundin eröffnet hat, dass wir an jenem Tag mit unseren Familien grillen würden, haben wir darüber gescherzt, dass ich ja nun selbst für Fisch sorgen kann und nicht mehr zum Fischhändler muss. Und tatsächlich habe ich mir gesagt: versuche es doch mal ernsthaft - falls es nichts wird, musste ich sowieso zum Fischhändler (unsere Familien verschlingen unmengen an Fisch. So ein Grillen ist eine verdammt teure Angelegenheit).
Mein Ziel war wenigstens einen gefrässigen Barsch zu erbeuten. Da ich mit dem Gewässer nicht so vertraut war, wählte ich das Angelgerät recht stabil aus. 30-60g Gummifischrute (aber kein zu steifer Stock - eigentlich eine ziemliche allround Rute [hierzu möchte ich sagen, dass ich beiweitem kein Experte bin]) wobei ich kleine Wobbler (6-10g) und Spinner (Gr. 2-4) mit einer mittleren 2500 Rolle (0.14er geflochtene Schnur mit Stahlvorfacht) eingekurbelt habe. Trotz der relativ schweren Rute, hatte ich keine Probleme die Köder auf 30+ Meter zu bringen, was mich erstaunte. Ich habe zwar passendes Gerät, aber falls was größeres anbeißt, wollte ich nicht der Nekar-unterschätzende-tierquäler-depp sein.
Es waren unmengen Brutfische an den Rändern zu sehen... mein erster Gedanke: bei dem reichlich gedeckten Tisch - welchen Fisch interessieren meine Köder? Also habe ich einen orangenen Miniwobbler von Rapala (den habe ich schon ca. 30 jahre und der läuft so wunderbar im Wasser) drangehängt.
Es war ca. um 14.50 Uhr als etwas an meinem Köder zupfte. Leider habe ich als Frischfisch den Anhieb verpasst. Er war aber auch extrem kurz. Noch beim gleichen Einzug das nochmal. Ich habe die Stelle 5 Minuten lang beackert. Und dann kam der Biss. Er kam mit einem Zupfer (ca. 0,2 Sekunden davor) und dann mit brachialer Gewalt. Ich habe davor nur Forellen im Schwarzwald geangelt - als Jugendlicher mit meinem Onkel im Verein.
Meine Rolle fing an wie verrückt Schnur zu lassen. schnell drehte ich die Bremse fester zu. Und noch fester. Etliche Umdrehungen und es wurde kaum besser. Bestimmt 40 Meter Schnur waren schon raus bis es etwas langsamer wurde. Die #rute bog sich wunderbar. Ich habe viel gelesen und konnte einiges ausschließen. Ein Barsch wars nicht

Mein Puls raste. Mein erster Gedanke galten den kleinen Einzel-Schonhaken (die verwende ich immer). Ich dachte, der wird ausschlitzen und habe die Bremse wieder etwas gelockert. Ich bildete mir ein, dass ich es quasi spüren kann, wie der Haken ausschlitzt.
10 Minuten lang war es ein hin und her. Ich zog Ihn 3-4 Meter heran, er flüchtete 4-5 Meter. Etwa 60 Meter weit weg war er und mein Arm wurde schwer


Noch immer hatte ich den Fisch nicht gesehen, aber er wurde merklich müder. Ich legte meinen Kescher ins Wasser und wartete ab was für ein Monster da wohl landen wird und er tauchte langsam auf. Ich konnte es kaum glauben... es war ein Karpfen. Eindeutig ein Spiegler. Zunächst dachte ich, er wäre an einer Flosse oder an der Seite gehakt. Aber nein. Er hatte den Wobbler eindeutig im Maul und beide Haken haben gegriffen. Als er den Kescher erblickte (oder mich), brachte er meine Rolle nochmal kurz zum singen, ehe ich ihn einnetzen konnte.
78 cm und 7,85 Kg gewicht.
Ich hatte eigentlich vor, keine Fische zu entnehmen, die größer als 5kg sind (wegen starken Genen, besseres Fleisch, Spaß an der Angelei... soll er wachsen und uns Freude bringen) - was man so eigentlich vom Gesetz her nicht machen soll. Bitte seht mir nicht nach, dass ich diesen abgeschlagen habe. Da im Frühjahr (Mai, naja...) die Karpfen noch nicht so fett sind, hatte ich richtig hunger auf Ihn bekommen. Ich kann versichern, dass er restlos verwertet wurde (samt Kopf und Flossen in der Suppe und Inereien - meine Freundin ist Asiatin und die verwerten immer alles [nicht rasisstisch gemeint]). Das Grillfest war wunderbar und am nächsten Tag hatte ich tatsächlich ein leichtes ziehen im Arm.
Das war die Geschichte meines ersten Fisches am Neckar. Ich hoffe es werden noch einige folgen.
Viele Grüße
Paul
P.S.: ich habe noch nie gehört, dass Karpfen auf Wobbler beissen! - Hat das schon jemand so erlebt? - Der Karpfen war nahezu Fettfrei, hatte dunklerotes würziges Fleisch, welches absolut nicht nach Karpfen schmeckte. Wollte er das orangene Fischlein vertreiben und hat sich gehakt oder hat er wenig gegessen und brauchte eine hochwertige Energiequelle?