Angeln am Grüntensee 09.06.2012
Vorbereitung
Von Freitagabend bis heute Mittag waren wir zur 70er Feier einer Tante in Hinterreute bei Wertach am Grüntensee im Allgäu. Ich dachte mir, dass ich mich den Samstagmorgen ein wenig davon schleichen und mir den Grüntensee einmal mit der Angel ein wenig anschauen kann. In meiner angeheirateten Verwandtschaft sind viele Angler und Jäger und sie erzählen sich immer von den Pleiten der Anglergenerationen am Grüntensee. Um mich auch in die Ahnengalerie einzureihen sollte diesmal also meine Angel mit.
Hier im Forum hatte ich mich gründlich informiert und auch viele Tipps bekommen – danke Hans und Benny, Maden und Würmer hatte ich auch dabei – und auch selbst alles dafür getan, dass mein kurzer Trip an den See von Erfolg gekrönt wird. Die Rollen neu bespult, die Rutenringe gereinigt, die Köderboxen wohlsortiert, ja sogar die Compartmentbox mit den Angelhaken mit Krepklebeband beschriftet. Infos im Internet zum See zusammengesucht und mir bei Google Maps angeschaut, wie denn der See so beschaffen ist, den ich mit dem Boot befischen wollte.
Hinfahrt
Für einen Buben aus der Familie in Wertach hatten mein Schwager und ich Freitags noch einen LKW mit Möbeln aus Kirchheim aufgeladen. Er wollte Samstag ganz früh losfahren, um mit mir am See zu angeln. Ich bin mit Frau, Schwiegermutter und Hund schon Freitagabend los. Von Kirchheim aus (160 km) ist man in ca. anderthalb Stunden dort, von Stuttgart dementsprechend in ca. zwei.
Quartier
Es war ja wie gesagt kein ausgewiesener Angeltrip, sondern eine Familienfeier. Dort angekommen haben wir erst mal Quartier bezogen – schlicht aber urig schön – und die ganzen Tiere begrüßt.
V.a. Carina, die Haflingerstute.
Wir waren die Vorhut, am Samstag sollte der Rest der nicht gerade kleinen Familie eintreffen – aber Platz haben wir dort ja genug.
In der Stube duftete es schon toll, die Münchner Verwandtschaft hat schon gut gekocht und gebacken und war am Vorbereiten.
Außerdem kam endlich der Schafscherer, denn die Schäflein hatten schon wieder viel Wolle auf dem Rücken.
Wir waren noch ein wenig mit den Hunden spazieren und haben uns den See von oben aus angeschaut. Man könnte auch leicht zu Fuß hin, wäre in einer Dreiviertelstunde dort.
Dann noch gemütlich in der Stube zwei Bier getrunken und beim Vorbereiten geholfen und den Abend nett ausklingen lassen.
Rund um den See
Morgens um sechs erstmal mit dem Hund raus, denn gestern war es ja nicht spät und wir sind auch früh ins Bett – für meine Verhältnisse. Es sollte eigentlich regnen und stürmen, aber bis auf dass es ein wenig kühl war und es morgens ein wenig gewindet und geregnet hat, war’s eigentlich ganz passables Wetter. Es sollte auch den Tag über nicht mehr regnen.
Also Zeug ins Auto (das große Auto) gepackt und runter an den See gefahren. Als Spinnangler hat man’s schön kompakt. Ihr seht hier auf dem Bild auch ein wichtiges Utensil für die Raucher unter uns: einen mobilen Aschenbecher. Dieses kleine silberne Blechdöschen. Bin sicher auch kein Heiliger, was das Wegwerfen von Kippenstummeln angeht – aber eine Kippe verschmutzt ca. 160 Liter Wasser. Es sieht ja auch einfach scheiße aus, wenn überall die Kippen rumliegen. Für die Verwandtschaft hatten wir noch eine Kiste Kessler-Sekt dabei. Die sind gierig nach dem Zeug, seit sie hier in Esslingen mal bei einer Führung durch die Sektkellerei dabei waren - übrigens sehr zu empfehlen!
Rund um den See sind überall Schilder für Wanderer und Radfahrer angebracht, man kann sich also kaum verlaufen.
Die Fischerhütte ist nett im Grünen gelegen, Öffnungszeiten sind morgens von 7-10 Uhr, also auch für die, die gerne länger schlafen, gibt’s noch Tageskarten für €11.
Bislang lief soweit alles nach Plan. Sehr gut vorbereitet, pünktlich an der Fischerhütte, Ausrüstung komplett. Dann der riesen Fehler: Ich hatte mich auf die Aussage verlassen, dass man Boote nicht reservieren bräuchte, weil dort ja eh nie jemand was fängt und angelt. Die Vollkatastrophe trat also ein: Alle Boote waren bereits vermietet. Google-Maps-Recherche, Würmer, Maden, Schwimmer – alles für die Katz gewesen. Egal, ich hab mir trotzdem eine Karte gekauft und mir gesagt, ist dein erster Tag hier an dem See, dann erkundige ich ihn halt zu Fuß.
Boote gibt’s genug, die können aber leider nicht gemietet werden, da sie Privatpersonen vom Verein gehören.
Also ran an den See.
Mein Schwager meldete sich per Handy, er würde “etwas” später kommen, da seine Verlobte heute ihren freien Tag hätte und gerne ausschlafen wolle. Nundenn, dann mach ich halt ne Runde um den See. Dauert zu Fuß so zweieinhalb Stunden. Die Dame in der Fischerhütte meinte auch, gegenüber würden die Hechte stehen.
Hechte sind dort nicht gerne gesehen und man muss jeden entnehmen, da sie die Salmonidenbestände gefährden würden. Als Edelfische gelten Zander und Forellen. Man darf dort drei entnehmen, darf aber nach dem zweiten nur noch mit einer Angel fischen.
Der See an sich hat viele kleine Bäche als Zuläufe – und natürlich die Wertach.
Es gibt rund um den See sehr interessante Buchten, alle ein wenig anders.
Der Ausblick ist natürlich der Hammer. Hier sollten eigentlich Hechte stehen. Ich hab den Verdacht, dass hier einer in mein Stahlvorfach gebissen hat, denn es kam merkwürdig zerfetzt wieder aus dem Wasser. Noch war ich mit einem Illex Arnaud (100) unterwegs. Mir wurde auch gesagt, ich solle zuerst auf Zander gehen und dann später auf Forelle.
Also rund um den See und hier in einer kleinen Bucht mein Glück versucht.
Dann hinter zum Staudamm. Ist ja eigentlich immer interessant, Zulauf und Ablauf zu befischen. Ich sah vom Ufer aus hier auch Karpfen schwimmen – allerdings keine sehr großen Spiegler, ca. 50 cm.
Ganz am Ende der Bucht zum Staudamm wollte ich meine Rute dann nicht mehr ins Wasser werfen. Bootfahren und Baden ist hier auch verboten. Es wird versucht, die Fische vor dem „Schredder“ durch eine Strombarriere zu vertreiben.
Der Stausee wird zur Stromerzeugung genutzt. Auf Schildern wird einem erklärt, wie das hier so funktioniert.
Also weiter zu Fuß um den Grüntensee, um weitere gute Stellen zu finden. Man kann den ganzen See umlaufen, über die Wertach sind dann Brücken gebaut. Mein Schwager war dann auch mal da (11:30 Uhr!) und meine Schwägerin in spe hatte er ebenfalls im Schlepptau. Er konnte sie noch überreden, ihr Plüschjäckchen gegen eines seiner Fleece einzutauschen, ansonsten war sie aber für die Feier gekleidet.
Nun war ich also beim Einlauf der Wertach. Hier ist am Fluss auch ein Schild angebracht, wo die Seegrenze gezogen wird. Sehr schön, mit meiner Angelkarte kann ich also auch hier fischen.
Direkt am Einlauf erschien mir sinnvoll. Um dort hinzukommen, empfiehlt es sich, Gummistiefel mitzunehmen. Ich hatte keine, sondern meine Trekking-Schuhe. Die sehen aus wie Sau und kommen jetzt erst mal in die Waschmaschine. Die Schwägerin in spe hatte sich dann auch verabschiedet. Ist halt nix für Pumps, diese Spinnangelei.
Aber an dieser Stelle konnte ich zwei untermaßige Forellen fangen. Eine auf einen Illex Squirrel und eine auf einen Mozzi-Blinker. Den Squirrel habe ich dann ca. sechs Meter vom Ufer aus an einem Ast verloren. Schnipp-Trick klappte nicht, hab dann gezogen wie ein Ochse und der Karabiner vom Swivel hat sich aufgebogen. Schonmal super: Stahlvorfach hebt bombenfest und die Drillinge am Squirrel auch.
Da ich diesen €15 Wobbler nicht dem See überlassen wollte half nur eins: Schuhe aus, Hosen runter und bis zu den Oberschenkeln rein ins kühle Nass. Hier kennt mich ja eh keiner.
Dann kam auch schon der Anruf: Kaffee und Kuchen. Also wieder hoch nach Hinterreute und lecker Kuchen gegessen.
Mein Schwager und ich haben dann noch die Möbel zum Bub gefahren und dort erst mal ins Zwischenlager gestellt.
Wieder oben gingen schon die Vorbereitungen für’s Grillen am Abend los.
Die Angeln hatten mein Schwager und ich wohlweislich im Laster gelassen. Kurzer Blick, beide grinsen – nochmal raus ans Wasser.
Wir hatten verdammt viele Hänger. Ist ja auch kein Wunder, so wie die Baumstämme dort im See liegen. Ganz wichtig ist also, eine Zange mitzunehmen, um die Drillinge wieder gerade zu biegen.
Wir haben sehr viel Aktivität gegen Abend festgestellt- viele Karpfen gesehen und es waren sehr viele Mücken auf der Wasseroberfläche, die die Forellen sich wohl geschnappt haben. Zwei Forellen konnte ich sehen. Mir ging dann dieser kleine Barsch (20cm) an den Haken.
Es war eine gute Entscheidung, nochmal an den See zu fahren, einfach herrlich dort auch vom Ufer aus.
Dann packte uns aber der Hunger und wir sind hoch zum Grillen. Und halt überall die Tiere um uns herum.
Der Tag danach
Die Feier war dann natürlich klasse, super Essen, danach das 1:0 von Deutschland bejubelt und dann bis morgens um 5 gefeiert. Super Party!
Heute Morgen ein bisschen verkatert gewesen, aber zurück in der Stube duftete schon das Mittagessen, Zegediener Saftgulasch vom Herd, wie man ihn früher noch hatte und wie man ihn dort eben heute noch hat. Herrliche Aussichten auf’s Mittagessen. Das Gulasch muss halt auch lange köcheln.
Heute Mittag hieß es dann Abschied nehmen von den Haflingern und Ponnys.
Ein letzter Blick auf Wertach.
Und wieder zurück nach Kirchheim. Es war natürlich Rückreiseverkehr, da die Pfingstferien heute zu Ende gingen, also sind wir ab Ulm über die Alb gefahren. Dauert zwar ein bisschen länger, dafür geht’s vorwärts.
Fazit
Das mit dem fehlenden Boot war natürlich blöd, hat mir dann doch einen schönen Strich durch die Rechnung gemacht. Nächstes Mal also vorher anrufen und reservieren. Lag vielleicht auch an der Ferienzeit, da es dort zwei Campingplätze gibt. Aber ich, bzw. wir, als mein Schwager später noch dazugestoßen ist, hatten eine schöne Zeit am Grüntensee. Ich bin einmal drum rum. Auf der nördlichen Seite ist es vom Ufer aus so gut wie unmöglich zu angeln, aber es hat sehr viele interessante Stellen rund um den See herum und Fische sind definitiv da. Zwei untermaßige Forellen und ein Barsch – für ein gänzlich unbekanntes Gewässer und da ich eh die meiste Zeit nur gewandert bin, bin ich gar nicht mal so unzufrieden. Es hat was gebissen, leider nur klein und nicht verwertbar - aber ausbaufähig. Vor allem ist’s halt Idylle pur.